Chi la gagliarda
Baldassare Donato (um 1530–1603)
(Freude)

Chi la gagliarda, donne, vo imparare,
venite a noi, che siamo maestri fini,
che di sera e di matina
mai manchiamo di sonare:
Tan tan tan tan tira, tan ta ra la.

Übersetzung:
Wer die Gagliarda lernen möchte, Damen,
kommt zu uns, denn wir sind feine Meister,
die abends und morgens
nie aufhören zu spielen:
Tan tan tan tan tira, tan ta ra la.

Wie kommt’s, dass du so traurig bist
Max Reger (1873–1916)
(Trauer)

1. Wie kommt’s, dass du so traurig bist
und auch nicht einmal lachst?
Ich seh‘ dir’s an den Augen an,
dass du geweinet hast.

2. Und wenn ich auch geweinet hab,
was geht’s denn andre an?
Hat mir mein Schatz was Leids getan,
wenn ich’s nur tragen kann.

3. Und ob du gleich ein Jäger bist
und trägst ein grünes Kleid,
so lieb‘ ich doch mein Schatz allein
und bleib‘ ihm stets getreu.

4. Gut Nacht, du herzig’s Engelskind!
jetzt geh‘ ich in den Wald,
da vergess‘ ich all mein Traurigkeit
und leb‘, wie mir’s gefallt.

Der König von Thule
Robert Schumann (1810–1856)
(Liebe)

Es war ein König in Thule
gar treu bis an das Grab,
dem sterbend seine Buhle
einen goldnen Becher gab.

Es ging ihm nichts darüber,
er leert’ ihn jeden Schmaus;
die Augen gingen ihm über,
so oft er trank daraus.

Und als er kam zu sterben,
zählt’ er seine Städt’ im Reich,
gönnt’ alles seinem Erben,
den Becher nicht zugleich.

Er saß beim Königsmahle,
die Ritter um ihn her,
auf hohem Vätersaale,
dort auf dem Schloß am Meer.

Dort stand der alte Zecher,
trank letzte Lebensglut,
und warf den heiligen Becher
hinunter in die Flut.

Er sah ihn stürzen und trinken
und sinken tief in’s Meer,
die Augen täten ihm sinken,
trank nie einen Tropfen mehr.

What if I Never Speed
John Dowland (1563–1626)
(Verlangen)

What if I never speed,
shall I straight yield to despair,
and still on sorrow feed
that can no loss repair;
or shall I change my love,
for I find pow’r to depart,
and in my reason prove
I can command my heart?
But if she will pity my desire,
and my love requite,
then ever shall she live my dear delight.
Come, come, come, while I have a heart to desire thee.
Come, come, come, for either I will love or admire thee.

Oft have I dreamed of joy,
yet I never felt the sweete,
But tired with annoy,
my griefs each other greete.
Oft have I left my hope,
as a wretch by fate forlorn,
But Love aims at one scope,
and lost will still returne.
He that once loves with a true desire
never can depart,
For Cupid is the king of every heart.
Come, come, come, while I have a heart to desire thee.
Come, come, come, for either I will love or admire thee.

Adieu, monde, puis qu’en toy
Guillaume Costeley (1531–1606)
(Hass)

Adieu, monde, puis qu’en toy
N’y a qu’excès et rancune,
Adieu ta couverte foy
Tournant comme la fortune,
Adieu tes mordans soubriz
Et tes hypocrites larmes,
Adieu tes fardés escripts,
Adieu tes fausses allarmes !

Adieu ton coeur simulé,
Arrogant et variable,
Qui plus a, moins est soulé,
Tant il est insatiable,
Adieu ta paix qui débat,
Adieu ta fureur qui chomme,
Adieu ton pleur qui s’esbat,
Adieu le chant qui t’assomme !

Adieu ta diversité,
Tes discours, ton inconstance,
Adieu ta félicité
Qui toujours est en balance,
Adieu tes hautains propos
Où seul l’innocent se fonde,
Et pour me donner repos,
Dieu gard‘ le mespris du monde.

Übersetzung:
Leb wohl, Welt, da in dir
Nur Exzess und Rachsucht zu finden sind,
Leb wohl, dein verdeckter Glaube,
Der sich wie das Glück dreht,
Leb wohl, deine spöttischen Blicke
Und deine heuchlerischen Tränen,
Leb wohl, deine geschminkten Schriften,
Leb wohl, deine falschen Alarme!

Leb wohl, dein heuchlerisches Herz,
Arrogant und launisch,
Wer mehr hat, ist weniger zufrieden,
So unersättlich ist es,
Leb wohl, dein Frieden, der Streit sucht,
Leb wohl, deine Wut, die ruht,
Leb wohl, dein Lachen, das sich amüsiert,
Leb wohl, der Gesang, der dich überwältigt!

Leb wohl, deine Mannigfaltigkeit,
Deine Reden, deine Wankelmütigkeit,
Leb wohl, dein Glück,
Das immer auf der Waage steht,
Leb wohl, deine hochtrabenden Worte,
Auf die nur der Arglose baut,
Und um mir Ruhe zu geben,
bewahre Gott die Verachtung der Welt.

Heimatlos
Hans Koessler (1853–1926)
(Hass)

Ich habe keine Heimat mehr,
weil ich mein Lieb verloren;
fremd irr‘ ich in der Stadt umher
und einsam vor den Toren.

Die Vöglein lassen schon im Chor
ihr Frühlingslied erschallen;
die Sonne scheint noch wie zuvor,
doch will mir nichts gefallen.

Die Blumen, die erst aufgeblüht,
sind über Nacht erfroren.
Was kümmert mich, was noch geschieht,
ich hab mein Lieb verloren.

Morir non può `l mio core
Maddalena Casulana (1544–1583)
(Trauer)

Morir non può ‚l mio core
E ucciderlo vorrei poi che vi piace
Ma trar non si può fuore
Dal petto vostr‘ ove gran tempo giace,
Ed uccidendol‘ io come desio,
So che morreste voi morend‘ anch’io.

Übersetzung:
Mein Herz kann nicht sterben,
Und doch wünschte ich, es zu töten, da es euch gefällt.
Aber es kann nicht herausgezogen werden
Aus eurer Brust, wo es lange lag,
Und indem ich es töte, wie ich begehre,
Weiß ich, dass ihr sterben würdet, sterbend auch ich.

Dieu! qi’il la fait bon regarder!
Claude Debussy (1862–1918)
(Verlangen)

Dieu! qu’il la fait bon regarder
la gracieuse bonne et belle;
pour les grans biens que sont en elle
chascun est prest de la loüer.
Qui se pourrait d’elle lasser?
Toujours sa beauté renouvelle.
Par de ça, ne de là, la mer
ne scay dame ne damoiselle
qui soit en tous bien parfais telle.
C’est un songe que d’y penser:
Dieu! qu’il la fait bon regarder.

Übersetzung:
Gott! Was hast du ihr für eine Schönheit verliehen!
Die Anmutige ist edel und fein.
Für die großen Gaben in ihr,
ist jeder bereit sie zu preisen.
Wer nur könnte von ihr lassen.
Immerfort erneuert sie ihre Schönheit.
Nirgendwo dies- oder jenseits des Meeres,
kenne ich eine Dame oder ein Mädchen,
die in all ihren Gaben so vollkommen wäre.
Es ist ein süßer Traum, daran zu denken.
Gott! Was hast du ihr für eine Schönheit verliehen!

Weep, O mine eyes
John Bennet (1575– nach 1614)
(Trauer)

Weep, O mine eyes and cease not,
alas, these your spring tides methinks increase not.
O when begin you
to swell so high that I may drown me in you?

Übersetzung:
Ihr, meine Augen, weint und hört damit nicht auf!
Doch ach, mir scheint, es wird nicht größer eure Flut.
Wann steigt ihr wohl so stark, dass ich in euch ertrinke?

Rosmarin
Johannes Brahms (1833–1897)
(Verlangen)

1. Es wollt’ die Jungfrau früh aufstehn,
wollt’ in des Vaters Garten gehn.
Rot’ Röslein wollt’ sie brechen ab,
davon wollt’ sie sich machen
ein Kränzelein wohl schön.

2. Es sollt’ ihr Hochzeitskränzlein sein:
„Dem feinen Knab’, dem Knaben mein.
Ihr Röslein rot, ich brech’ euch ab,
davon will ich mir winden
ein Kränzelein so schön.“

3. Sie ging im Grünen her und hin,
statt Röslein fand sie Romarin:
„So bist du, mein Getreuer, hin!
Kein Röslein ist zu finden,
kein Kränzelein so schön.“

4. Sie ging im Garten her und hin,
statt Röslein brach sie Rosmarin:
„Das nimm du, mein Getreuer, hin!
Lieg’ bei dir unter Linden,
mein Totenkränzlein schön.“

Come again
John Dowland (1562–1626)
(Liebe)

1. Come again! sweet love doth now invite
Thy graces that refrain
To do me due delight,
To see, to hear, to touch, to kiss, to die,
With thee again in sweetest sympathy.

2. Come again! that I may cease to mourn
Through thy unkind disdain;
For now left and forlorn
I sit, I sigh, I weep, I faint, I die
In deadly pain and endless misery.

3. Gentle Love, draw forth thy wounding dart,
Thou canst not pierce her heart;
For I, that to approve
By sighs and tears more hot than are thy shafts
Did tempt while she for mighty triumph laughs.

Tant Que Vivray
Claudin de Sermisy (~1490–1562)
(Freude)

Tant que vivray en aage florissant,
Je serviray Amour le Dieu puissant,
En faict, et dictz, en chansons, et accords.
Par plusieurs jours m’a tenu languissant,
Mais apres dueil m’a faict resjouyssant,
Car j’ay l’amour de la belle au gent corps.
Son alliance
Est ma fiance:
Son cueur est mien,
Mon cueur est sien:
Fy de tristesse,
Vive lyesse,
Puis qu’en Amours a tant de bien.

Quand je la veulx servir, et honnorer,
Quand par escriptz veulx son nom decorer,
Quand je la voy, et visite souvent,
Les envieulx n’en font que murmurer,
Mais nostre Amour n’en sçauroit moins durer:
Aultant ou plus en emporte le vent.
Maulgré envie
Toute ma vie
Je l’aymeray,
Et chanteray:
C’est la premiere,
C’est la derniere,
Que j’ay servie, et serviray.

I love my love
Gustav Holst (1874–1934)
(Liebe)

Abroad as I was walking
One evening in the spring
I heard a maid in Bedlam
So sweetly for to sing;
Her chain she rattled with her hands
And thus replied she:

Chorus:
I love my love because I know
My love loves me

Oh cruel were his parents
Who sent my love to sea
And cruel was the ship
That bore my love from me:
Yet I love his parents since they’re his
Although they’ve ruined me:
Chorus

„With straw I’ll weave a garland,
I’ll weave it very fine;
With roses, lilies, daisies,
I’ll mix the eglantine;
And I’ll present it to my love when he returns from sea.
For…
Chorus

Just as she there sat weeping
Her love he came on land
Then, hearing she was in Bedlam
He ran straight out of hand;
He flew into her snow-white arms
And thus replied he:
Chorus

She said: “My love don’t frighten me,
are you my love or no?”
“O yes, my dearest Nancy,
I am your love, also
I am returned to make amends
for all your injury.”
Chorus

So now these two are married,
And happy may they be
Like turtle doves together,
In love and unity.
All pretty maids with patience wait
That have got loves at sea;
Chorus

Jungfrau, dein schön Gestalt
Hans Leo Hassler (1564–1612)
(Bewunderung)

1. Jungfrau, dein schön Gestalt
erfreut mich sehr,
je länger, je mehr.
Ohn‘ dich kann ich nit leben,
dein eigen will ich sein,
hab dir zum Pfand die Treue mein.
Ich bitt, nit von mir weich,
dein Mündlein zu mir reich.
Ergib dich mir,
wie ich mich dir
zu eigen hab ergeben,
damit wir beid‘
mögen in Freud‘
ohn‘ alles Trauren leben.
Ich bin dein,
du bist mein,
nichts soll uns widerstreben
im Leben,
merk eben.

2. Jungfrau, dein stolzer Sinn,
dein frischer Mut,
dein adelig Blut
sind all mein Glück, mein Leben,
wie könnt’s auch anders sein:
Mein Herze ist voll Sonnenschein,
seit mich in guter Stund
geküßt dein roter Mund,
seit du dich mir,
wie ich mich dir,
zu eigen hast ergeben
damit wir beid‘
mögen in Freud‘
ohn‘ alles Trauren leben.
Bleib du mein
wie ich dein,
dann kann kein schön’res Leben
es geben
wie eben.